Leipzig

Völkerschlachtdenkmal

Deutschlandfunk - 16.10.2013

 

 

 

Musik:

Marsch des Yorkschen Korps
Marsch der freiwilligen Jäger aus den Befreiungskriegen
Lützows wilde verwegene Jagd

 

Oton Krumrey:

Ich mag das eigentlich immer, diese Orte aufzusuchen, wo wirklich Geschichte stattfand, wo man ganz authentisch noch nachvollziehen kann, wie ging’s unseren Altvorderen damals, als sie so ein Riesenfeld vor sich sahen und im Vorfeld vielleicht noch gar keiner ahnte, was sich hier in den nächsten Stunden zutragen würde.

 

Autor:

Wir stehen auf einem weiten Feld bei Liebertwolkwitz, einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig. Rainer Krumrey ist Stadtkonservator in Leipzig und mit dem Gegebenheiten bestens vertraut. In dem weiten, flachen Feld sind wir als Flaneure fast markante Erhebungen, weit hinten am Horizont ist die A 38 zu sehen, rechts von uns eine Umgehungsstraße. Ansonsten nur abgemähte Felder und ein tief hängender Himmel wie im Oktober 1813. Seinerzeit hatte es tagelang geregnet, der Boden wäre schwerer gewesen als heute.

 

Oton Krumrey:

man trifft hier am 14. oko. aufeinander...400 000 soldaten..man weiß nicht wo seine truppen stehen...aufklärungsgefecht herbeizuführen...wie wird sich der schlachtverlauf entwickelt...reiterscharen die napoleon und ...eine schlacht mit 14 000 reitern zwei tage vor der eigentlichn schlchtt.

 

Autor:

Seit dem Frühjahr waren die feindlichen Armeen in Kämpfe verstrickt gewesen. Im Vorjahr 1812 hatte Napoleon, vor Moskau eine fürchterliche Niederlage hinnehmen müssen. Der Kriegsgott, wie der preußische Militärreformer XXX Gneisenau ihn nannte, war geschwächt, aber Napoleon hatte es erneut geschafft, eine Armee auf die Beine zu stellen. Napoleons Gegner, die Koalition aus Österreich, Russland, Preußen und eine Reihe kleinerer Verbündeter, konnten sich noch nicht sicher sein, den ewig siegreichen Eroberer schlagen zu können. Man hatte einen mehrwöchigen Waffenstillstand hinter sich, den beide Armeen genutzt hatten, um aufzurüsten. Im Oktober 1813 trafen nach und nach die Heere in der Umgebung von Leipzig ein. 427000 Soldaten für den Franzosenkaiser, 512 000 für die Allianz gegen ihn. Keiner kannte die Pläne des Gegners, aber alle Beteiligten ahnten, irgendwann bald würde hier die Entscheidungsschlacht geschlagen.  Den ersten Kontakt machten die Reiter, 14 000 auf einem Feld vor Liebertwolkwitz.

 

Oton Krumrey:

hier in diesem weiten feld, damals genau so weit und nicht behaut....weites feld, wie gamcht dafür, dass zwei tage später auf dem südlichen schlachtfeld dieeigentliche hauptschlacht ausgetragen wird, ein ort von doppeter histor. bedeutung..

 

Autor:

Ein kniehoher Gedenkstein erinnert mit dürren Worten an den Reiterkampf. Das Gefecht endete unentschieden, aber damals muss das Gelände von toten und verwundeten Soldaten und Pferden übersät gewesen sein. Das Feld wird landwirtschaftlich genutzt, darf aber nicht bebaut werden. Die Autobahn weit hinten gilt Puristen als Sündenfall.

Zum 200sten Jahrestag der großen Schlacht, die – aufgeteilt in mehrere kleinere Schlachten – in den vier Tagen vom 16. bis zum 20. Oktober um und am Ende in Leipzig tobte, wurde noch einmal groß aufgerüstet. Es gibt zwei Anlässe zu gedenken: Zum einen die Völkerschlacht 1813 selbst, dann für das Jahr 1913 die kritische Würdigung des ersten großen Gedenken, das mit der Einweihung des Völkerschlachtsdenkmals stattfand. das Das Völkerschlachtdenkmal selbst, das kunstgewerblich orientierte Museum Grassi, das Stadtmuseum – überall wird das europäische Großereignis thematisiert. Kleinere Gedenkvereine in und um Leipzig organisieren eigene Ereignisse, zu einem Reenactment, einer groß angelegten Nachstellung der Schlacht, werden tausende Darsteller erwartet. Leipzig steht im Bann der großen Geschichte.

Am 20. Oktober 1813 entschließt sich Napoleon zur Flucht. Die Allianz hat gesiegt. Die bis dahin verlustreichste Schlacht der europäischen Geschichte ist zu Ende, die Völkerschlacht. Einhundert Jahre später wird - etwas außerhalb von Leipzig, nur wenige hundert von der Stelle entfernt, wo Napoleon gegen 17.00 den Befehl zum Rückzug gab – ein großes Denkmal errichtet.

 

Atmo: Aufzug, mit Ansage der Aussichtsplattform

 

Autor:

Im Inneren des Völkerschlachtsdenkmals werden die letzten Arbeiten verrichtet. Glaswände werden montiert, Licht wird installiert. Der Aufzug arbeitet schon länger und ist erprobt. Steffen Poser, Historiker, ein gemütlicher Mann mit Schnauzbart und schwarzer Brille, ist der Leiter des Völkerschlachtdenkmals. Wir stehen auf der Plattform und blicken hinaus.

 

Oton Poser:

na ja gut, für ds platte leipziger land...90 meter ... blick bis zum horizont, ausdruck einer gewissen geballten kragt, die in anspannung auf dem hügel hockt, wenig schlankes elegante.

 

Autor:

Vor uns in der platten Leipziger Ebene wuchern dichte Wälder, die von einer schnurgeraden Straße durchschnitten werden, die am Fuß des Denkmals vorbeiführt. Was hätte man 1813 von dieser perfekten Warte aus gesehen?

 

Oton Poser:

noch mehr wald, noch viel grün...zur linken ein kleines dorf, das dorf sehr stark befestigt...straße von grimma nach leipizig...heiß umkämpft....

 

Autor:

Wir wenden uns ab von dem umkämpften Örtchen Probstheida und gehen in das Innere des Gebäudes. Von einem Umgang blicken wir auf vier monströse Steinfiguren.

 

Oton Poser:

...ruhmeshalle..ort wo man vor 100 jahren die fragen beantwort zu bekommen, wer sind wir als deutsche mation..wa macht uns im wesen aus...vier fast zehn mehter hohe figuren...typisch deutsche charaktereigenschaften symbolisieren sollen...tapferkeit, glaubensstärke, zuversicht,volkskraft und die opferfreudigkeit...gundanliegen ...bereitschaft in der nation in der masse aufzugehen

 

Autor:

Wir schauen von oben auf die Monumente hinab, trotzdem scheint es, als seien die breitschultrigen Gestalten mit den gewaltigen Oberkörpern mit erstaunlich kleinen Köpfen versehen worden. Wenn man direkt vor ihnen steht, wirken sie noch kleiner – erkennbar hatte der Künstler keine Geisteshelden als Vorbild genommen.

 

Oton Poser:

das ist wohl wahr, wobei ich darauf hinweisen möchte... hinter uns die einzige .. versuch einen eigenen kunststil zu kreieren..von paralellen vder romanischen bildweltabzugrenzen...tugenden in der relgel weiblich...auf das männlich gesetzt.

 

Autor:

Wir sind im Jahr 1913 – in Paris liegt Napoleon im Invalidendom begraben, in Leipzig wird versucht, dieses Monument einerseits zu kopieren und andererseits nordisch zu übertrumpfen. Deutschland hatte in den Jahrzehnten davor in einer politisch prekären Situation zu den konkurrierenden europäischen Großmächten gestanden, Daher erschien ein Monument, das an den Befreiungskampf gegen Napoleon erinnerte, als ein Nationalbestreben von großem pädagogischen Wert. Es wurde gesammelt, es wurde gespendet, es wurde gebaut.

 

Musik als Trenner, wechseln in Atmo: Gang aufs Feld, Kothe redet

 

Autor:

Am Rande von Leizig: Die Weihenteichsenke bei Markkleeberg. Wieder liegt ein weites Feld vor uns, geradezu ein kleines Wäldchen, rechts von uns ein schmales, von schlanken Bäumen gesäumtes Bächlein. Michel Kothe ist gelernter Journalist, er berät Museen und führt Touristen durch Leipzig. Am Feldrand steht er als Vorsitzender des Verbandes Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig e.V.. Der Verband richtet das Reenactment der Völkerschlacht aus.

 

Oton Kothe:

hier war auch vor 200 jahren gefechtsbiet, hinter uns leigt das alte dorf wachau, was am 16.oktobr im zentrum der schlacht stand...und dieses feld ist eben vollkommen historisch.

 

Autor:

Die Schauspiel auf historischem Grund wird das Geschehen der vier Tage von Leipzig, in dem es eine Vielzahl von Gefechten gab, auf einen Ort und einen ungefähr dreistündigen Zeitablauf zusammenzudrängen. Das Szenario muss also die Handlung raffen und die Ereignisse zusammenlegen oder streichen – nur eines ist klar: Das Ende steht fest.

 

Oton Kothe:

links vor uns das wäldchen, dahinter ist das franz. feldlazarett, auch das wird dargestellt, da werden die verletzen versorgt, und rechts von uns würden die verbündeten angreifen wie es auch damals war, rechts von uns würden die verbündeten angreifen, links von uns werden die Franzosen aufgestellt.

 

Autor:

Von einer Tribüne aus werden xxx Zuschauer der Abfolge der Kavallerieangriffe, Infanterieaufmärsche und Kanonenduelle zuschauen. Über 6000 Akteure werden auftreten. Das ist selbst schon wieder eine historische Zahl, weil so viele Darsteller und Statisten bei noch keinem Event zusammengekommen sind, nicht einmal bei Waterloo. Die Schauspieler sind dem Anlass entsprechend international, zwei Drittel der Kämpfer, die mit eigener Uniform und Ausrüstung anreisen, sind Ausländer. Um die Spannung auch für die Akteure zu erhöhen, sind sie über die genauen Abläufe der Inszenierung nicht informiert, d.h. die Darsteller wissen zum Beispiel nicht, von welcher Seite die Angriffe kommen. Ein bisschen Spaß muss schon sein.

 

Oton Kothe:

hist. gesehen schwierig, anrückgebiet der garde, reitergefecht,...ausgesucht weil es der erhaltenen ist..um das gesamte gefecht hier darzustellen, wo wir jetzt gerade hier auf diesem teil wird dasd zentrum des gefechtes sein in der nachstellung. und wird es dann gehem um den übergang über den klienen graben, de dann die brückenstpreungung simulieren wird...

 

Autor:

Jene fatale, viel zu früh erfolgte Sprengung der Elsterbrücke im Stadtgebiet von Leipzig, die den Rückzug des Kaisers Napoleon vor Verfolgern schützen sollte, aber tausenden seiner Soldaten die Flucht unmöglich machte. Hunderte ertranken, als in Panik versuchten, die angeschwollene Elster zu durchqueren. Für das Ende des Tages, wenn die Schlacht geschlagen ist, sieht das Szenario eine Gedenkminute für die tatsächlich Gefallenen der historischen Schlacht vor, und dann die große Versöhnung...

 

Oton Kothe:

die wir heute feiern, da mein ich mit feiern.

 

Autor:

Dass auf dem originalen Schlachtfeld, wo Tausende gefallen oder an ihren Verwundungen elendig verstorben sind, das blutige Geschehen in einer fröhlichen Maskerade nachgestellt wird, kann durchaus Bedenken auslösen. Andererseits – jedes Museum bemüht sich, Geschichte erlebbar zu machen, um den Besucher eine sinnliche Erfahrung der Vergangenheit zu ermöglichen. Und die Erfahrung im Kanonenlärm und Pulverdampf einer Schlachtinszenierung kann durchaus ergreifend wirken, sagt Michel Kothe aus mehrjähriger Erfahrung.

 

Oton Kothe:

wenn sie in so einer formation sich bewegen und dann kommt plötzlic eine reitereinheit...mulimge gefühl...erscheinungsbild angsterfülltes gefühl...wo einem sochon sehr bewußt wird...oh bei der salve hättest du jetz keine chance gehabt.

 

Atmo: Musik

 

Autor:

Wenn man will, kann man auch diese Nachstellung unter die vielen künstlerischen Versuche rechnen, die das Gedenken an die Völkerschlacht wach halten wollen – so wie das Völkerschlachtdenkmal mit seiner vaterländischen Kraftmeierei, so wie die nahezu hundert Gedenksteine rund um Leipzig, die den Details der großen Schlacht und dem Gedenken an einzelne Truppenteile gewidmet sind, so wie die Ausstellung im Grassimuseum. Noch stehen wir im Freien.

 

Atmo: Feuerwehrsirene

 

Oton Rudi:

nicht nur das gelände des mueuem...johannishospital, auch der angelibederte alte johannisfriedhof...hier die franz. gefangenen unterbebracht...d.h. viele verhungerten.

 

Autor:

Thomas Rudi, der Kurator des Grassi-Museums. Der ehemalige Johannisfriedhof ist heute eher eine beschauliche Parkanlage mit alten Grabsteinen als bildhauerischem Schmuck. Im Oktober 1813 war das hier eine Höllen für die zahlreichen Verletzten  und Gefangenen.

 

Oton Rudi:

starben an verletzungen...kannibalismus...toten aus ihren särgen geworfen, um die särge zu verbrnnen, die tage müssen extrem kalt gewesen...

 

Autor:

Wir gehen hinein. Im Grassi-Museum, das dem Kunstgewerbe gewidmet ist, werden Objekte jener Zeit ausgestellt.

 

Oton Rudi:

in der vitrne shen wir medizi. Intrumente, die während der völkerschalcht auhc zum einsatz kamen...eine schildpattschiebe, schärfe der meser geprüft...bewußt diesesdinge ausgewählt...völkerschachht...sich vorstellen kann, wie äußerstbrutal es damals zugegangen ist....

 

Autor:

Die medizinischen Instrumente erinnern eher an die Ausstattung eines Bastelkellers als an einen chirurgische Operationsraum. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass Schussverletzungen in der damaligen Zeit entweder mit einer Amputation oder eben tödlich endeten, weil die großen, schwerfälligen Geschosse fast immer Gewerbeteile der Kleidung mit in die Wunde rissen und eine Entzündung verursachten. Aber schon bald nach der Schlacht begann die künstlerische Auswertung der Ereignisse, so wie der Bürger sie verstand.

 

Oton Rudi:

hier zeigen wir tassen, die sich auf militärische ...auf die völkerschlacht beziehen, zwie tassen und ein glas. die den plan der völkershclacht wiedergeben...man sieht sehr schön, und die zahl 1813 ....

 

Autor:

Die Überwindung des französischen Imperators – als efeuverspielte Sammeltasse im Wohnzimmerschrank des erleichterten Bourgeois. Der aber nicht ganz spurenlos seine Bewunderung für den furiosen Kriegsgott und Reformer aufgeben mochte – wie es auch Wolfgang Goethe nie getan hat.

 

Oton Rudi:

ganz außen eine sehr pärchtige tasse, die den jungen napoleon..1830....man wr immer nohc begeistert...karisma ....relativ spät so eine andenkentasse noch hergestellt werden konnte.

 

Atmo: Musik Panometer

 

Autor:

Am xxxx Stadtrand von Leipzig steht ein ausgedienter Gasometer. Der Besucher wird im Inneren um deckenhohes Gerüst geführt. Noch kann er nicht sehen, was sich dahinter verbirgt. Im Rundgang um das Gerüst wird ihm in einer künstlerischen Installation die Messe- und Bücherstadt Leipzig vorgeführt, die heile, die unversehrte Stadt. Dann betritt er den Rundbau im Rondell des Gasometers. Er ist umgeben von einer 360-Grad-Ansicht der Stadt als Kriegsgebiet.

 

Oton Asisi:

es ist der 19., ... und sie müssen sich vorstellen, ich beschreibe den unheroischsten augenblick von napoleon er flüchtet wie alle anderen, er haut einfach ab, ... und sagt, nach mir die sintflut.

 

Autor:

Yadegar Asisi, ein agiler Endfünfziger, studierte Architektur und Malerei und hat sich seit der Mitte der 90er Jahre spezialisiert auf große Panoramen, unter anderem über Rom im Jahr 312 oder die Berliner Mauer. Für das Leipzig-Panorama wurden Szenen einer Zwischenzeit der Schlacht nachgestellt: Napoleon ist gegen 11.00 Uhr geflohen, die Alliierten dringen in die Stadt. In wenigen Stunden, gegen 13.00 Uhr, werden Zar Alexander,  Kaiser Franz I. und  der preußische König Friedrich Wilhelm III, auf dem Marktplatz eintreffen. Die einzelnen Szenen wurden für das Panorama mit Requisiten und Kostümen inszeniert, fotografiert und dann elektronisch in das Großbild eingearbeitet: Offiziere in prächtigen Uniformen versuchen vom Kirchturm aus, sich ein Bild von der Situation zu verschaffen, die Gassen sind verstopft von Fliehenden, Leichen werden in eine Grube geworfen, die Ladefläche eines Karrens ist getränkt vom Blut der Verwundeten, die hier operiert wurden.

 

Oton Asisi:

aber das wichtgiste für mich ist eben den bürger zu zeigen, die stadt zu zeigen in seiner (ihre) unverletztheit und den Unsinn, der sich durch diese Stadt dann sozusagen durchwälzt. die menschen die flüchten und dann die Frae stellen, wer hat mich eigentlih getrieben hier zu sein und mich für irgendjemand in die schlacht zu schmeißen..

 

Autor:

Yadegar Asisi hat sich die künstlerische Freiheit genommen, Ereignisse zu raffen und zu verdichten. Die Zuschauer stehen im Inneren der aufgespannten Leichwand auf einer Aussichtplattform in Augenhöhe mit den Offizieren auf dem Kirchturm. Eine wechselnde Lichtregie leitet ihre Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Flächen der Leinwand, zu unterschiedlichen Szenen, so dass der Eindruck eines zeitlichen Ablaufs entsteht. Es wird Nacht, es wird Tag, die Agonie Leipzigs wird wie eine Bilderzählung sichtbar, hörbar und in der Fantasie erlebbar.

 

Atmo: Musik

 

Autor:

Der Zuschauer auf dem Gerüst im Panometer blickt in den zerschossenen Dachstuhl eines Leipziger Hauses. Dort sitzt ein Mann mit Stift und Zeichenblock und skizziert das Geschehen, das unten auf der Straße abläuft. Um sich gegen Kugeln zu schützen, hat er sich mit einem dicken Tau eine große Matratze um den Leib gebunden. Der Zeichner im Dachgestühl heißt Christian Gottfried Heinrich Geißler und ist eine historische Figur. Yadegar Asisi selbst hat sich in dieser Rolle fotografieren lassen, gleichsam als  wechselseitigen Gruß unter Berufskollegen.

 

Oton Asisi:

es gbt immer mal wieder, dass ich mich wie hitchock im bild verewige, ... weil ich finde den geißler schon eine tolle Figur ja, er ist der dokumentarist der Zeit , die ganzen messebilder, die wir haben, sind alle von Geißler, und das sind tolle Dokumente der Zeit, und er hat eben auch den Krieg gezeichnet, das was ich von ihm bekommen habe an zeichungen waren für mich auch Grundlagen, und es gibt eben einen augenzeugenbericht, dass Geißler isch Matrazen hat und in den Fenster gesessen hat und gezeichnet hat , mit den Matrazen sihc geshcützt hat, dass die kugeln ihn nicht treffen.

 

Autor:

Auch dies kann man verstehen als ein Reenactment, als eine Art, dem historischen Ereignis nachzuspüren. Die genauen Zahlen der Opfer der Schlacht, der anschließenden Typhusepidemie, von Hunger und Entbehrung lassen sich kaum ermitteln, Schätzungen sprechen von 120 000 Toten und Verwundeten. Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Erst als man anfing, von Weltkriegen statt von Völkerschlachten zu sprechen, wurde dieses Grauen noch übertroffen.

 

 

 

 

Entscheidend für die nachfolgende europäische Geschichte: als Napoleon im November auf dem Weg nach Frankreich den Rhein überschritt, hatte er nur noch 60 000 Soldaten bei sich – von ehemals  427 000. Europa machte sich Hoffnung, es könne sich auf eine Welt ohne Napoleon vorbereiten. Zwei Jahre später, nach Waterloo, war es soweit.