Teutoburger Wald

Wo die Legionen in Nebel verschwanden

Das Varus-Schlacht Museum in Kalkriese

 

 

Die Schülerinnen und Schüler des Luthergymnasiums in Hannover schauen gebannt auf den Mann mit der Lanze. Soeben werden sie zu Römern ausgebildet, eine anderer Teil der Klasse wird weiter hinten im Wald zu Germanen umgeschult. Der Mann mit dem pilum erklärt, wie eine römische Marschkolonne funktioniert – vier Mann nebeneinander, eine Reihe hinter der anderen. Dann wird exerziert. Auf das Kommando Chaos!  rennen die Kinder wild durcheinander. Nach dem Kommando Bildet die Marschformation!  zählt der Ausbilder die Sekunden: Eins-Zwei-Drei-... Die Kinder springen in die Reihen...Vier.

Perfekt steht die römische Kolonne.

Neidisch-gelb stehen am Rande die Lehrer aus Hannover. „Pisa!“ denken sie. Und: „Man sollte Marschformationen bilden!“

Die Kohorte zieht auf das Schlachtfeld. Dorthin, wo aller wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit nach vor ca. 2000 Jahren Publius Quintillius Varus mit drei Legionen samt Reiterei und Tross von den vereinigten Germanen unter Arminius dem Cherusker vernichtet wurden. Zehntausende kostete dieser Befreiungsschlag gegen das Imperium Romanum das Leben.

Bramsche-Kalkriese, wenige Kilometer nordwestlich von Osnabrück, ist ein sehr ruhiger Fleck. Auf der einen Seite gibt es einen kleinen Berg (norddt. für:120 Meter Höhe), auf der anderen eine flache Wiese bis zum Mittellandkanal. Ein Gebäude-Kubus mit einem 40 Meter hoch aufragenden Turm, beide überzogen von materialschützendem Edel-Rost, passt so gar nicht in die grüne Idylle und erregt sofort Aufmerksamkeit. Das Museum ist der Varus-Schlacht gewidmet und die versteht am besten, wenn man zunächst einmal in den benachbarten Park geht.

Türgroße Metallplatten, auch sie rostüberzogen, führen in einem S-Bogen über das Feld. Vermutlich war dies der Weg, den die römischen Legionen gegangen sind. Die Rostplatten vermittelt eine ungenaue, aber spürbare Ahnung davon, dass man auf einem Boden geht, in dem Gegenstände der Vergangenheit vergehen; eine metallene Erinnerung an Menschen, die einmal hier gewesen waren. Und Dinge hinterlassen haben.

Auf den Platten stehen notwendige Informationen:

SCHAUPLATZ 9 NACH CHRISTUS: RÖMISCHE TRUPPEN HABEN GROßE TEILE GERMANIENS BESETZT...EINIGE GERMANISCHE STÄMME SIND UNBEUGSAM UND LEHEN SIE GEGEN DIE RÖMER AUF.

Noch klingt es wie bei Asterix&Obelix. Doch von da ab geht die Geschichte anders: Varus überschreitet den Rhein. Auf der östlichen Seite hatte man ein paar Germanen gesehen, geglaubt, dass seien schon alle und deshalb das Land als unterworfen betrachtet. Varus galt als „körperlich und geistig schwerfällig“, war also nicht der hellste, dafür aber ein Mann von wachem Erwerbstrieb. Vellius Paterculus (geb. ca. 20 v.Chr.) behauptete, Syrien könne Varus’ Charakterzug bezeugen: „Arm kam er in ein reiches Land, reich verließ er ein armes Land.“ So gedachte er auch in Germanien vorzugehen. Varus, so erzählt Cassius Dio (geb. 162 n.Chr.), wollte im Eilverfahren römische Verwaltung einführen, römische Vorschriften, römische Gerichte und vor allem ordentlich Tribut abhobeln. Er ließ den Germanen keine Zeit, sich in die neuen Umstände einzugewöhnen. Die Betroffenen – unflexibel wie die Landbevölkerung nun mal ist - wurden sauer.

 

Arminius zeigte ihnen, wie man Wut in einen Aufstand umformt.

Seid ihr bereit für den Feldzug?

Der Ausbilder der Römer bringt seine Leute

in Schwung. Das Ja klingt noch ein wenig verschlafen. Also noch mal:

Seid ihr bereit für den Feldzug?

 Ja!!!

Seid ihr wirklich bereit für den Feldzug?    Ja!!!!

Auch wenn es der letzte ist, den ihr erleben werdet?   

Ja!!!!!

Einem Schüler kommt die Sache nicht geheuer vor:

Nein!

Er ist überstimmt.

Pedites perdite ! Marsch!

Jahrhundertelang hat man nach dem Ort gesucht, an dem die Freiheitsschlacht, die angeblich die Identität der Deutschen begründete, stattgefunden haben sollte. 700 Orte erhoben Ansprüche, aber keiner konnte sich qualifizieren. Deutschland unter Kaiser Wilhelm haute das Hermannsdenkmal in den Teutoburger Wald - da, wo es ungefähr passte. Egal wo, Hauptsache groß. Seitdem steht der Recke etwas zu weit im Osten und grüßt mit stolz erhobenem Schwert die Reisenden auf der Autobahn zwischen Berlin und Apeldoorn. Vielleicht war es für die Liebe der Deutschen zu ihrem großen Krieger nur dienlich, dass er und seine Taten im Nebel der frühen Geschichte nicht richtig zu fassen waren. Klopstock, Goethe, Hölderlin, Kleist, Grabbe, Möser und so weiter - unbelastet von historischen Tatsachen ließen sich umso fantasievoller Mythen spinnen, wie man sie gerade brauchte.

Es fehlte einfach der Ort des Geschehens.

Die Gegend um Kalkriese war schon über Jahrhunderte bekannt dafür, dass man hier beim Pflügen römische Münzen finden konnte. Schon der große Historiker Theodor Mommsen hatte 1885 vermutet, bei Kalkriese habe die Varus-Schlacht stattgefunden. Aber niemand sah sich veranlasst, mal richtig nachzuschauen. Denn, so viel Glück man auch gehabt hatte, römische Münzen zu finden, so fehlte doch jeglicher Hinweis darauf, dass Militär im Spiel war. Münzen kann jeder verlieren, aber wo waren die Waffen, die notwendig zu einem Kampfplatz gehören?

 

(Die Ursache lag darin, dass die Germanen nach der Schlacht alle Zeit der Welt hatten, die Toten und die Versorgungswagen zu plündern und mitzunehmen, was sie brauchen konnten. Im wesentlichen konnten sie alles brauchen.)

Da musste erst ein englischer Amateur kommen, um den Deutschen das Schlachtfeld zu geben, auf dem ihre nationale Identität geboren wurde. Tony Clunn ist derjenige, ohne den es Kalkriese nicht gäbe. Vermutlich wären wir heute immer noch auf der Suche nach der Schlacht im Teutoburger Wald. Clunn stammt aus Kent, einer englischen Landschaft, die eng mit der römischen Geschichte verbunden ist. Clunn wurde schon in seiner Jugend zu einem begeisterten Pfadfinder für alle, was Verlorenen war und Gefunden werden konnte. Vor allem wenn es römischer Herkunft war. Mit dieser Leidenschaft kam er Ende der 80er Jahre als britischer Offizier nach Osnabrück und begann, mit einem Metalldetektor die Landschaft abzusuchen. Ausgiebige Lektüre, kompetente Beratung und ein militärisch geschulter Blick halfen. Zunächst war da ein spektakulärer Münzfund. Dann, zwei Jahre später, ein ganz unspektakulärer Fund von Dingen, die aussehen, wie weiß überpuderte Mandeln. Clunn hatte gelernt, dass 99% dessen, was der Metalldetektor findet, Abfall ist. Müll, Dreck, wertloses Zeug. Aber auch dieser Abfall wird eingesammelt und von Spezialisten peinlich genau untersucht. Clunn hatte diese „Mandeln“, erst zwei, dann anderer Stelle noch eine weitere, wahrgenommen, aber nicht identifiziert. Die Spezialisten sagten ihm, was es war: Schleuderbleie. Tropfenförmige 40 Gramm schwere Bleistücke, die in Schleudern a la David-gegen-Goliath verschossen werden. Das war eindeutig militärisch.

Jetzt konnten die Grabungen beginnen.

Dumm wie Kommissbrot, dafür krachend selbstgefällig, hörte Varus nur zu gern, wie die Germanen ihn lobten, weil er mit seinem römischen Recht ihre Streitereien vereinfacht hätte. Wo man früher immer mit Schwertern auf einander losgegangen sei, genüge heute ein Richterspruch, so schwärmten angeblich die Barbaren. Varus freute, dass die Germanen römische Überlegenheit zu schätzen wussten. Als man ihn zu einem angeblichen Aufstand rief, kam er gern. Auf dem Marsch fiel gelegentlich das hässliche T-Wort - Tribute waren nun einmal Varus’ Leidenschaft - aber im Großen und Ganzen ging alles gut. Varus zog nach Westen. Der dux germanorum war Arminius. Er hatte in Rom gelebt, war im römischen Heer militärisch ausgebildet worden, war civis romanus, also römischer Bürger, und sogar in den Ritterstand erhoben worden. Arminius hatte sich mit seinen germanischen Hilfstruppen in mehreren Feldzügen bewährt. Arminius wusste, was die Römer konnten. Und: Er wusste, was sie nicht konnten. Eine offene Feldschlacht gegen die perfekt ausgerüsteten, exakt gedrillten und hoch disziplinierten Legionen zu führen, war Selbstmord. Also: keine weiten Ebenen, in denen sich die Legionen entfalten konnten. Stattdessen: enge Räume. Viele Bäume, da können die Reiter nicht galoppieren. Angriff in der Flanke, dann weiß die Spitze nicht, was bei der Nachhut geschieht. Verwirrung ist eine Waffe.

Varus hatte auf dem Weg nach Westen drei Legionen. Dazu Reiterei plus Tross – das ergab einen Bandwurm von ca. 10 bis 15 Kilometern Länge. Die Germanen griffen den römischen Heerzug im Rücken und in den Seiten an. Immer mit überlegenen Kräften. Schneller Angriff, schneller Rückzug. Und dann kam, nach vier Tagen, der Hinterhalt von Kalkriese.

Im Süden liegt ein Höhenzug von 120 Metern, im Norden ein 40 Kilometer tiefes Sumpfgebiet. Wer von Osten nach Westen will, muss auf einem schmalen Streifen am Fuß des Berges entlang marschieren. Die römische Marschsäule hat gerade einmal auf 200 Metern Breite trockenen Boden unter sich, ist aber auf 6 Kilometern Länge eingezwängt zwischen Berg und Sumpf. Die Römer müssen durch den Flaschenhals zwischen Berg und Sumpf. Am Fuße des Berges haben die Germanen einen Schutzwall aufgeworfen. In regelmäßigen Abständen sind Pforten eingelassen, daraus stürmen sie hervor, um die Marschkolonne in der Flanke angreifen. Sie spielen ihre Stärken aus gegen die Schwächen der Römer.

Über das imperium romanum brach der furor teutonicus herein.

Heute ist dieser Teil des Kriegsschauplatzes, vermutlich der, auf dem die Entscheidung fiel, ein weites Feld. Wer genau hinsieht, kann in der farblichen Veränderung von rechteckigen Rasenstücken die Flächen erkennen, auf denen gegraben wurde.

Im Süden liegt der Bergrücken, davor ist die ehemalige Wallanlage durch eine Reihe von Metallstäben verdeutlicht. Die Stäbe stehen eng an den Stellen, an denen der Wall nachgewiesen ist, und weit an den Stellen, wo er sinnvollerweise vermutet werden kann.

Ungefähr in der Mitte des Feldes ist ein Stück der Wallanlage nachgebaut. Der Sockel aus Sand und Grasssoden ist ungefähr eineinhalb Meter hoch, darauf erhebt sich eine Brustwehr aus Flechtwerk. Hier stehen die Kinder, die Germanen sind. Ihre Mitschüler, die Römer sind, machen sich zum Angriff bereit.

Der Ausbilder der Römer erhebt seine Kommandostimme: Achtung, bildet die Kampfformation! Erste Reihe zuerst, vorwärts! Linie 1, Linie 2, Linie 3, 4, 5, 6. Perfekt!

Vor 2000 Jahren herrschte germanisches Wetter: Sturm, Regen, Kälte. Der Boden war aufgeweicht, die genagelten Sandalen der Soldaten fanden kaum Halt, noch weniger die Hufeisen der Pferde. Die Legionäre fluchten.

Auf einer der Metalltafeln steht:

ALS ABER IM SCHLAMM UND IN DEN LÖCHERN DER RÖMISCHE TROß FESTSAß, RINGSUM DIE SOLDATEN IN VERWIRRUNG GERIETEN, DIE REIHENFOLGE DER FELDZEICHEN AUS DER ORNDUNG KAM UND JEDER AUF DIE EIGENE RETTUNG BEDACHT UND DIE OHREN FÜR BEFEHLE TAUB WAREN; DA BEFIEHLT ARMINIUS DEN GERMANEN DEN ANGRIFF.  (C. Tacitus)   

Die Kinder-Römer machen sich Mut: Wir haben einen Speer. Es klingt ein wie ein Hilferuf. Unvermeidlich fällt die Römer-Drohung aus dem Asterix: Unser pilum ist härter als euer sternum!  Vergeblich!

Die erschöpften Kinder vom Luthergymnasium haben die Nase voll vom Kriegspielen. Sie lassen sich erklären, woher man weiß, was hier stattgefunden hat: die Nagelspuren der römischen Sandalen, die Überreste der Wallanlage im Untergrund, die Knochen des gestürzten Maultiers und sein Geschirr.

Die 17., 18. und 19. Legion wurden vernichtet. Nie wieder wurden diese Kennzeichnungen vergeben.

Auf einer Tafel steht V. Paterculus: DAS RÖMISCHE HEER WURDE VON DEN WÄLDERN; SÜMPFEN UND HINTERHLATEN EINGESCHLOSSEN UND VON EINEM FEINDE BIS ZUR VÖLLIGEN VERNICHTUNG NIEDERGEMETZELT, DEN ES STETS WIE VIEH ABGESCHLACHTET UND ÜBER DESSEN LEBEN UND TOD ES EINMAL IM ZORN; EIN ANDERES MAL MIT NACHSICHT ENTSCHIEDEN HATTE.

Sechs Jahre nach der Katastrophe zog der Feldherr Germanicus auf einer Rachemission durch den Teutoburger Wald. Er tötete, wen immer er fand. Er suchte das Schlachtfeld von Kalkriese, wo die Knochen der Soldaten noch da lagen, wo sie den Tod gefunden hatten. In aller Eile, weil auch ihm Arminius im Nacken saß, ließ er Massengräber ausheben und dort bestatten, was immer an Knochen zu finden war.

Und jetzt von einer Metallplatte bedeckt ist: HIER LAGEN ZWEI MENSCHENSCHÄDEL ZUSAMMEN MIT TIERKNOCHEN IN EINER GRUBE: DIE KNOCHEN WAREN VON STEINEN EINGERAHMT: EINE BESTATTUNG?

Die weichgeschwungene Vorland des Wiehengebirges ist in Grüntöne getaucht. Helles Grün der frischen Saat, dunkles Grün, Grün der Wälder, dazwischen das leuchtende Gelb der Rapsfelder. Der rostigbraune Klotz in der Landschaft ist das Museum der Schweizer Architekten Annette Gigon und Mike Guyer. Der Kubus am Fuß des Aussichtsturms beherbergt die Ausstellung etlicher der Funde, die in Kalkriese gemacht wurden – trotz der Tatsache, dass das Schlachtfeld ausgiebig geplündert worden war. Gleich eingangs sieht man die ominösen Schleuderbleie, die die archäologische Sensation begründeten, harmlos aussehende, kantenlose Gebilde, aber gefährlich: Man sah sie nicht, man hörte sie nicht, aber wenn sie einschlugen, rissen sie fürchterliche Wunden.

In einer Vitrine liegen Münzen in einer langen, wirren Anordnung. Die Realität eines Schlachtfeldes, das sind Tausende von kleinen und kleinsten Funden, stark zerrissen, verbogen, geknickt, im Grunde Schrott, mit dem keiner was anfangen konnte. Hier liegen die Münzen so, wie man sie fand, wild durcheinander geworfen. Über 1000 Stück gibt, einige sogar aus Gold. Vielleicht aus einem Schatz, den die Legionäre vergraben haben, bevor es in den Kampf ging.

Römische Waffen stehen in den Vitrinen – die langen Spitzen von Lanzen, die Zwingen, mit denen sie am Wurfholz gefestigt wurden. Die Reste einer Schwertscheide, der Griff eines Skalpells, ein penisförmiges Amulett, das seinem Träger kein Glück gebracht hat.

Beim Gang durch das Museum kann man gleichsam miterleben, wie die römische Soldaten in die Falle gingen: der Gang steigt an und wird immer schmaler, immer dunkler. Plötzlich löst ein Sensor eine Geräuschkette aus, deren dunkle Schläge den Fußboden zum Zittern bringen. Eine Wand ist von einem Video erhellt, in dem eine verwackelte Handkamera einem fliehenden Mann folgt, der wie ein Schattenriss durch flirrendes Unterholz jagt. Schwere Atemstöße.

Ein Gegenstand in einer Vitrine gibt dem Erleben ein Gesicht. Es ist eine Gesichtsmaske, flach, dreieckig, mit einer korpulenten Nase. Unter gleichmäßig geschwungenen Augenbrauen liegen schmale, leere Augenhöhlen. Der Mund ist geöffnet wie zu fassungslosem, flachem Atmen.

Es ist eine Maske, die in den Helm eingeklinkt wurde, so dass das Gesicht des Trägers geschützt war und dem Gegner ein anonymes ..... Diese Maske ist aus Eisen geschmiedet und war ursprünglich mit einer Silberfolie belegt. Nach der Schlacht hat jemand diese Silberfolie abgeschnitten, auch mit Gewalt abgerissen.

Die Maske ist das Erkennungszeichen von Park und Museum Kalkriese. Man hatte im Herbst ‚89 mit den archäologischen Grabungen begonnen und schon im Januar 90 die Maske gefunden, die endlich zu den kühnsten Erwartungen berechtigte. Ihr ist es zu verdanken, dass hier über die ganzen Jahre hinweg dann Forschung stattgefunden hat.

Die erschöpften Kinder ziehen sich in den Wald zurück. Sie sitzen im Kreis auf umgestürzten Baumstämmen und lernen Neues: Nicht von Römern und Germanen, sondern von Angst und Schrecken und Todesfurcht in einer aussichtslosen Lage. Und von dem Horror nach der Schlacht. Auch dies ist ein Thema der Schlachtfeldarchäologie, wie sie in Kalkriese betrieben wird: die Rekonstruktion dessen, was nach der Schlacht geschah. Die Verfolgungen, die Morde, die Plünderungen, die Schändung der Toten – vae victis!

Archäologie heißt zunächst einmal: Es muss gegraben werden. Dazu finden sich Dutzende von Laien ein. Alljährlich zur Grabungssaison sieht sich das Museum Kalkriese einem Ansturm von Laien ausgesetzt. 90 Personen haben sich für dieses Jahr angemeldet. Sie wollen nichts anderes tun, als in zugegeben entzückenden Landschaft den Boden nach genauen Anweisungen in dünnen Schichten abzutragen. Vom Hausmeister im Altenheim, dem pensionierten Chemieprofessor bis hin zum ehemaligen Gerichtsvollzieher treten die unterschiedlichsten Berufsbilder unter die Schippe – Menschen, die das Interesse an ausgrabungsfähiger Geschichte zusammenbringt. Vielleicht findet einer von ihnen das Schwert, in das sich Varus im Angesicht seiner vollständigen Niederlage stürzte. Laien können in Kalkriese viel bewegen.

Für 2007 sind alle Archäologen-Jobs in Kalkriese vergeben, aber für 2008 werden Bewerbungen gern genommen.

 

 

 

Infos:

Varusschlacht im Osnabrücker Land

Museum und Park Kalkriese

Venner Straße 69

49565 Bramsche-Kalkriese

05468 9204-0

www.kalkriese-varusschlacht.de

Öfnungszeiten:

April bis Oktober 10.00 – 18.00 Uhr

November bis März

Mo geschlossen, Di – So  10.00 – 17.00 Uhr

Eintritt 7€ und Ermäßigungen

Anreise:

A 1 oder A 30 nach Osnabrück,  dann A 1

Richtung Hamburg, dann B 68 Richtung Oldenburg

 

© Paul Stänner